Als Mineralfarben bezeichnet man Anstrichmittel mit mineralischen Bindemitteln. Als solche kommen im Wesentlichen Kalk und Silikate in Frage, doch ist in der Regel von Silikatfarben die Rede, wenn über Mineralfarben gesprochen wird. Kalkfarben kommen vor allem im Bereich der Denkmalpflege und dort überwiegend im Innenbereich zur Anwendung, da sie nur über eine unzureichende Witterungsbeständigkeit verfügen. Bei Silikatfarben wird meist Kaliumsilikat als Bindemittel verwendet.
Das Besondere an Silikatfarben, die auch Wasserglasfarben genannt werden, liegt darin, dass sie eine kristalline Verbindung mit dem Untergrund eingehen. Dieser Vorgang wird auch als Verkieselung bezeichnet. Anstriche mit Mineralfarben gelten als sehr langlebig und strapazierfähig, dies ist unter anderem auf ihre Dampfdurchlässigkeit zurückzuführen. Denn während Lacke und Dispersionen eine mehr oder schwer durchlässige Schicht auf dem Untergrund bilden, kann Wasserdampf durch Mineralfarben ungehindert hindurch diffundieren. Eine Bildung von Kondenswasser, das den Anstrich wie auch den Untergrund schädigen kann, unterbleibt somit.
Silikatfarben für verschiedene Untergründe
Erste Versuche zur Herstellung von Wasserglasfarben erfolgten zu Beginn des 19. Jahrhunderts an der Universität Landshut. Die ersten Farbmischungen stellten sich jedoch als äußerst witterungsanfällig heraus. Erst Adolf Wilhelm Keim (1851 – 1914) entwickelte unter Verwendung rein anorganischer und lichtechter Pigmente haltbare Mineralfarben und meldete im Jahr 1978 erste Patente an. Silikatfarben verbreiteten sich aufgrund ihrer großen Haltbarkeit und ihrer Vielfältigkeit bald in vielen Ländern der Welt. Heute sind Mineralfarben passend für die unterschiedlichsten Untergründe erhältlich. Aufgrund ihrer konservierenden Eigenschaften werden sie besonders häufig im Bereich der Bauerhaltung eingesetzt. Für die Verkieselungsfähigkeit des Wasserglases spielt die Beschaffenheit der Pigmente und Zuschlagstoffe eine entscheidende Rolle. Unter Verwendung organischer Stoffe beispielsweise bildet sich ein anfälliger und sich selbst verklebender Film, während bestimmte anorganische Stoffe als Katalysatoren für die Verkieselung wirken.
Mineralfarben für historische Bauten und ein gutes Raumklima
Bei historischen Bauten ist der Verkieselungseffekt von besonderer Bedeutung, da auch bereits mürbe Putze, bei denen das Bindemittel Kalk oder Zement bereits weitgehend ausgewaschen wurde, durch einen Anstrich mit Mineralfarben beinahe wieder ihre ursprüngliche Härte erhalten. Zudem wirkt sich der ungehinderte Feuchtigkeits- und Luftaustausch positiv auf Kalk- und Zementputze aus. Sie benötigen nämlich eine gewisse Menge Wasserdampf, um Kalzitkristalle ausbilden zu können, die zur Haltbarkeit des Putzes beitragen. Ein zweimaliger Anstrich ist hierbei völlig ausreichend und trägt dazu bei, das Härtegefälle des Putzes von innen nach außen zu erhalten.
Eine weitere positive Eigenschaft von Mineralfarben ist ihr hohes Maß an Lichtreflexion. Die Kristalle, die sich während des Abbindevorgangs bilden, werfen das Sonnenlicht stärker zurück, als es bei einer verputzten Wand ohne Anstrich der Fall ist. Während andere Farben wie Dispersionsfarben unter Sonneneinstrahlung sehr stark aufheizen können, so dass Spannungen im Untergrund unter Umständen zu Rissen führen können, bleibt eine mit Silikatfarben gestrichene Fläche kühl. Die hohe Reflexionskraft der Kristalle sorgt außerdem für Farbtöne mit ausgesprochener Leuchtkraft.
Mineralische Farben für Innenräume – sehr gut für Allergiker geeignet
Mineralische Farbanstriche eignen sich auch gut für Innenräume und sind besonders für Allergiker zu empfehlen, da so gut wie keine Schmutzpartikel oder Bakterien an den Wänden haften bleiben. Aufgrund der hohen Alkalität bestehen auch für Pilze erschwerte Wachstumsbedingungen. Als Untergründe eignen sich vor allem
- mineralische Putze
- Betonflächen
- Gipskartonplatten
- Flächen mit tragfähigen Silikatfarbenanstrichen
Mineralfarben sind frei von Weichmachern und Lösemitteln, geruchsarm und umweltverträglich. Sie besitzen eine hohe Deckkraft und sind in vielen gewünschten Farben abtönbar.