Von Kritikern werden Fertigteilhäuser immer noch als Wohncontainer oder Bretterbuden geschmäht, doch hat sich das Image in den letzten Jahren deutlich gewandelt. Schon Walter Gropius, der Begründer des Bauhauses, bekannte sich zur Fertigteil-Bauweise, und die meisten Fertighäuser bieten heute größere Individualität, als gemeinhin vermutet wird.
Die Fertigbauweise ist ansehnlicher und werthaltiger geworden, allerdings auch teurer. In Hochglanz-Anzeigen wird zwar von einigen Anbietern noch für preiswerte Ausbau-Fertighäuser zum Preis von unter 100.000 Euro geworben, die durchschnittlichen Baukosten liegen aber tatsächlich bei etwa 180.000 Euro.
Schlüsselfertige Fertigteilhäuser sind die Regel
Zu den Vorteilen von Fertigteilhäusern gehört, dass sie in der Regel von einem einzigen Hersteller errichtet und schlüsselfertig übergeben werden, so dass dem Bauherrn im Vergleich zur herkömmlichen Bauweise viele Mühen erspart bleiben. Er muss sich nicht, wie beim Massivhaus üblich, mit unterschiedlichen Handwerksbetrieben auseinandersetzen sondern hat nur mit einem Ansprechpartner für alle Gewerke zu tun.
Weiterhin ist die kurze Bauzeit ein entscheidender Vorteil von Fertighäusern. Nach der Fertigstellung von Keller oder Bodenplatte ist das Gebäude häufig in nur einem Tag errichtet. Das Risiko einer finanziellen Doppelbelastung durch gleichzeitige Miet- und Finanzierungskosten ist dadurch ungleich geringer.
Bauzeit und Kosten sind besser kalkulierbar
Da die Bauelemente im Werk vorgefertigt werden und nur noch montiert werden müssen, entfällt auch, im Gegensatz zu Mauerwerksbauten, das oft monatelange Austrocknen. Da die Fertigung im Werk wetterunabhängig erfolgt, ist das Bauprojekt besser kalkulierbar, was die Bauzeit und die Kosten betrifft. Und auch die Personalkosten fallen deutlich geringer aus als beim Massivhaus.
Alle Energieeffizienz-Klassen möglich
Für umweltbewusste Bauherren ist zudem die Ökobilanz ein gewichtiges Argument pro Fertigteilhäuser. Diese werden heute vorwiegend aus Holzbaustoffen errichtet, einem nachwachsenden und CO2-neutralen Baustoff, der zudem nach seiner Nutzungsdauer wiederverwertbar ist. Fertigteilhäuser sind heute in jeder Energieeffizienz-Klasse erhältlich, die Beantragung von Fördergeldern zur Erleichterung der Finanzierung ist also auch bei dieser Bauweise möglich.
Hausbau neben dem Job – ein Fertigteilhaus macht es möglich
Die Gründe, warum Häusl-Bauer sich für ein Fertigteilhaus entscheiden, sind ganz verschieden, den typischen Fertighaus-Kunden gibt es nicht. Die Kriterien für eine solche Entscheidung hängen von der jeweiligen Lebenssituation des Bauherr ab, finanzielle Gründe spielen nicht immer die entscheidende Rolle. Auch Besserverdienende können von der Fertigbau-Idee profitieren, wenn sie dermaßen im Beruf eingebunden sind, dass sie kaum über die Zeit verfügen, jeden Tag mehrere Stunden auf der Baustelle zu verbringen.
Bei einem Fertigteilhaus können sie sich (in einem gewissen Maß) an der Planung beteiligen und die Bauausführung vollständig dem Haushersteller überlassen. Die Mehrheit der Kunden wird von jungen Familien gebildet, die möglichst schnell in die eigenen vier Wände einziehen möchten. Doch die Zahl der Fertigteilhaus-Kunden über 50 Jahren wächst. Dabei handelt es sich vielfach um Menschen, die schon zum zweiten Mal in ihrem Leben bauen, sich den Stress eines konventionellen Bauvorhabens jedoch nicht mehr zumuten möchten.
Musterhäuser zeigen alle Möglichkeiten
Die Musterhäuser der Fertigbaufirmen sind oftmals schon mit technischen Neuerungen ausgestattet, bevor diese sich als Standard durchgesetzt haben. Hierzu gehören Plus-Energie-Häuser, die mehr Energie aus erneuerbaren Energiequellen erzeugen, als die Bewohner verbrauchen. Auch vernetzte Häuser, bei denen sich alle Funktionen von der Beheizung über die Beleuchtung bis hin zur Kaffeemaschine zentral steuern lassen, liegen im Trend.
Individuelle Planung – Sonderwünsche können die Kosten treiben
Ein oft angebrachtes Argument gegen Fertighäuser ist ihre mangelnde Individualität, weshalb sie auch als Häuser von der Stange bezeichnet werden. Dies traf vor einigen Jahrzehnten auch durchaus zu, doch hat sich in der Branche einiges geändert. Immer noch bieten die Anbieter heute bestimmte Prototypen und Modelle an, welche die Kunden auf Wunsch eins zu eins aus dem Katalog übernehmen können. Eine Bindung an diese Vorgaben besteht allerdings schon lange nicht mehr. Auch ein Fertigteilhaus kann nach persönlichen Vorlieben gestaltet oder sogar frei geplant werden. Alle Sonderwünsche und –Ausstattungen haben allerdings ihren Preis.
Nach der Besichtigung eines Musterhauses, das durch lichtdurchflutete Räume und eine moderne Innenausstattung besticht, nehmen Interessenten meist geschickt aufgemachte Hochglanzbroschüren mit nach Hause, die eine nüchterne Auflistung der bautechnischen Details enthält. Diese sollte jedoch dringend einer eingehenden Lektüre unterzogen werden, denn in der Baubeschreibung sind alle Leistungen enthalten, zu denen sich das Unternehmen im Falle des Vertragsabschlusses verpflichtet. Ebenso sind die zu verwendenden Baustoffe und Materialien darin enthalten, die nicht unbedingt mit dem Musterhaus übereinstimmen müssen.
Keller und Bodenplatte im Fertigteilhaus-Preis oft nicht enthalten
Vor dem Abschluss des Vertrages sollte man sich als Bauherr genau darüber in Kenntnis setzen, welche Leistungen die Baufirma sich zu erbringen verpflichtet und welche nicht. Das gilt unter anderem für Standards der Schall- und Wärmedämmung, aber es können sich auch absurde Situationen ergeben, wenn der Vertrag zum Beispiel vorsieht, die Abflussleitungen seien bis zum Erdgeschoss zu verlegen. Denn diese Beschreibung enthält nicht die Verlängerung der Rohre bis in den Keller und den Anschluss an die Kanalisation.
Der erforderliche Anschluss muss in diesem Fall vom Bauherrn extra bezahlt werden. Auch enthalten die meisten Angebote den Zusatz “ab Oberkante Bodenplatte”, so dass der Keller oder die Bodenplatte nicht im Preis enthalten sind und extra gezahlt werden müssen. Es lohnt sich also, das Kleingedruckte aufmerksam zu studieren.
Schlüsselfertig oder Bezugsfertig?
Vor allem ist es wichtig, genau zu klären, was unter den Begriffen “schlüsselfertig” oder “bezugsfertig” zu verstehen ist. Auch, wenn diese Bezeichnungen gemeinhin vermuten lassen, die Immobilie sei bis zur Übergabe vollständig fertig gestellt, zählt das, was im Vertrag festgelegt ist. Darum sollten alle Leistungen so detailliert wie möglich beschrieben werden, was auch und insbesondere für den Innenausbau gilt. Im Zuge der Verhandlungen sollten Käufer ihre Wünsche also genau äußern und sicherstellen, dass die entsprechenden Punkte Bestandteil des Vertrages werden. Sinnvoll ist es, bereits in der Planungsphase einen Bauexperten, beispielsweise einen Architekten oder Gutachter hinzuzuziehen, um die Baubeschreibung auf Herz und Nieren prüfen zu lassen.
Hierfür sind zwar ein paar Hundert Euro mit einzukalkulieren, doch sind diese gut investiert, da man vor bösen Überraschungen bewahrt wird. Ein Gutachter oder Architekt kann den Bauherrn nämlich rechtzeitig auf drohende Zusatzkosten oder mangelhafte Ausführungen bei der Kellerisolierung, beim Wärmeschutz und beim Schallschutz aufmerksam machen. Außerdem ist der Experte in der Lage, eine Auskunft über den Kaufpreis pro Quadratmeter Wohnfläche zu ermitteln und somit einen vergleichbaren Wert zur Verfügung zu stellen.
Wiederverkaufswert von Fertigteilhäusern
Ein schwerwiegendes Argument gegen Fertigteilhäuser kann bis heute nicht gänzlich ausgeräumt werden, und das betrifft ihren Wiederverkaufswert. Es ist immer noch so, dass viele Banken einem Fertighaus einen geringeren Werterhalt bescheinigen als einem vergleichbare Massivhaus. Das heißt also, dass derjenige, der sich in absehbarer Zeit wieder von seinem Eigenheim trennen will, mit einem Fertigteilhaus das Risiko eingeht, einen Verlust zu erleiden.