Nicht nur in der Architektur und im Ingenieurwesen, sondern auch in der Innenarchitektur hat Beton sich als Material einen festen Platz erobert. Zwar kann nicht jeder einem Wohnbereich etwas abgewinnen, dessen Wände aus nüchternem Sichtbeton bestehen, doch die Zahl derer, die sich für Wände, Treppen und sogar Möbel aus Beton begeistern, wächst.
Wände und Decken aus Sichtbeton im modernen Haus
Wände und Decken mit einer Oberfläche aus Sichtbeton kommen am besten in großräumigen Häusern mit hohen Decken zur Wirkung. Zu dieser kargen Architektur passen freilich keine Rüschenkissen und Blümchenmuster. Mit einer Inneneinrichtung aus Holz und anderen natürlichen Materialien wie Leinen, Flachs, Leder und Fell kann man dennoch Wohnlichkeit entstehen lassen. Farben wie Beige, Ocker und Braun sowie das natürliche Grün von Pflanzen setzen einen Gegenakzent zum kühlen Grau des Betons und schaffen gleichzeitig ein harmonisches Ambiente.
Die Einrichtung sollte in Räumen, in denen Wände und Decken aus unverkleidetem Beton bestehen, nicht überladen wirken. Zu der puristischen Beschaffenheit von Sichtbeton passt ein schlichter Wohnstil, der auf Überflüssiges verzichtet und sich auf wenige, sanfte Farbnuancen beschränkt. Helle Farbtöne, auch für den Boden, sorgen für mehr Luftigkeit und dämpfen etwas die schwere Wirkung des Materials Beton. Großzügigkeit in den Räumlichkeiten entsteht durch große Glasfronten, die viel Licht herein lassen. Einzelne farbige Akzente kommen durch das neutrale Grau des Betons, der wie ein Bühnenbild wirkt, viel besser zur Geltung.
Viele Farbtöne im Beton durch die Beigabe von Farbpigmenten
Mit Sichtbeton lassen sich Räumlichkeiten mit starker Ausdruckskraft gestalten. Mittlerweile ist man bei der farblichen Gestaltung von Sichtbeton auch nicht mehr nur auf das neutrale Grau beschränkt: Durch die Zugabe von Pigmenten lassen sich mehr als 150 verschiedene Farbtöne erzielen, was Puristen eher missfallen dürfte. Allerdings sollte man wissen, dass das Material sich ungünstig auf das Raumklima auswirken kann. Im Gegensatz zu Lehm, Gips oder Ziegeln, die Luftfeuchtigkeit binden und auch wieder abgeben können, besitzt Beton diese Fähigkeit nicht.
In Räumen, die nur selten gelüftet werden, können sich darum “Feuchtigkeitsspitzen” entwickeln. Das kann vor allem in Bädern und Küchen der Fall sein. Ein weiterer Aspekt ist, dass Beton zwar hochdruckfest, aber nicht zugfest ist. Darum werden Bauteile aus Beton mit Stahleinlagen bewehrt. Aus der Sicht einiger Baubiologen können diese Stahleinlagen im Schlafzimmer bei empfindlichen Personen zu massiven Schlafstörungen führen, wenn Boden, Decke und Wände aus Beton bestehen.
Gesundes Wohnen in einem Naturprodukt?
Oft wird angeführt, dass Beton ein Naturprodukt sei. Tatsächlich sind aber wie auch bei Kunststoffen nur die Ausgangsstoffe natürlichen Ursprungs. Zement, der Hauptbestandteil, wird aus Ton, Kalk und anderen Materialien gewonnen, die durch Erhitzung auf hohe Temperaturen miteinander verschmolzen und im Anschluss gemahlen werden. Beim Brennvorgang werden teilweise hochgiftige Schwermetalle freigesetzt, die unter großem Aufwand aus der Abluft heraus gefiltert werden. Auch wird in der Industrie damit geworben, dass Beton vollständig recycelt werden kann. Das trifft jedoch nur dann zu, wenn das Material sauber von Dämmstoffen, bituminösen Werkstoffen getrennt werden kann und keine Giftstoffe wie PCB enthalten sind, die in vielen Anstrichen, Beschichtungen und Fugenmassen vorkommen.
Für Menschen, die in Räumlichkeiten aus Beton wohnen, entstehen jedoch durch die beim Brennen des Zements entstehenden Schadstoffe oder durch die bedenklichen Inhaltsstoffe anderer Materialien keine Gefahren, da sie im Baustoff gebunden bleiben und nicht ausdünsten.
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