Lösungsmittel, Formaldehyd, Chlorverbindungen und viele weitere toxische Schadstoffe finden sich in den modernen Baumaterialien dieser Zeit. Viele Hausbesitzer sind sich nicht einmal dessen bewusst, welcher Vielzahl von Giftstoffen sie sich täglich aussetzen, wenn sie sich einfach nur in ihrem Zuhause aufhalten.
Immer mehr Häuser sind schimmelverseucht – selbst wenn keine Schimmelflecken sichtbar sind, können sich Schimmelpilze unbemerkt ausbreiten, beispielsweise hinter Schränken oder Tapeten. Die Schadstoffe lösen Allergien aus, bei Erwachsenen ebenso wie bei Kindern.
Auch Kopfschmerzen, Atemwegsbeschwerden oder Hautprobleme treten immer häufiger auf. Viele Menschen suchen daher nach einer natürlicheren, schadstoffärmeren Alternative. Das Ökohaus verspricht die Lösung, die längst nicht mehr nur für „Grüne“ eine Option ist.
Was ist ein Ökohaus?
Bei einem Ökohaus betrachtet man den gesamten Hausbau von einem ökologischen Standpunkt aus. Der Einsatz regenerativer Energien ist natürlich ein wichtiges Thema, das inzwischen sehr viele Deutsche beschäftigt. Des Weiteren kommen beim Ökohaus aber auch Überlegungen hinsichtlich der Verwendung natürlicher Baustoffe, der Energieeinsparung und der sparsamen Heizung hinzu.
Wenn Unternehmer mit dem Begriff „Ökohaus“ werben, sollten Verbraucher immer genau hinsehen: Da inzwischen so viele Menschen auf den Umweltschutz achten und sich für die ökologische Bauweise interessieren, ist es schon beinahe zum Modewort geworden. So manch ein Bauträger bezeichnet sein Angebot als ökologisch, nur weil es eine umweltfreundliche Heizung enthält. Allerdings werden dann oft weiterhin schadstoffbelastete Baumaterialien verwendet oder das Haus nicht auf die Ausnutzung der natürlichen Energiequellen (z. B. Sonnenlicht) ausgerichtet.
Bauen mit ökologischen Baumaterialien
Bei ökologischen Baumaterialien handelt es sich überwiegend um Rohstoffe, die folgende Anforderungen erfüllen:
- nachwachsende Rohstoffe aus der Natur
- geringer Aufwand für Gewinnung und Verarbeitung
- kurze Transportwege, also Gewinnung und Verarbeitung in der näheren Umgebung
- kein Einsatz von Schadstoffen bei der Verarbeitung
- Möglichkeit der umweltneutralen Entsorgung
Wichtige natürliche Materialien, ohne die kaum ein Ökohaus auskommt, sind Holz und Lehm. Lehm, beispielsweise in Form von Lehmputz, sorgt für ein hervorragendes Klima in den Wohnräumen – Feuchtigkeit und Schimmel sind in lehmverputzten Ökohäusern kein Thema. Ähnliche Eigenschaften bieten Ziegel, die neben Lehm aus Wasser und Ton bestehen.
Holz, das nicht mit schadstofflastigen Lacken oder mit Holzschutzmittel behandelt wurde, verfügt über eine hohe Dämmfähigkeit und ist zugleich ebenso wie Lehm sehr umweltfreundlich zu entsorgen. Des Weiteren können beispielsweise folgende ökologische Baustoffe eingesetzt werden:
- Backstein
- Kalkstein
- Ton (gebrannt oder ungebrannt)
- Kalk
- Vollstein
Für die Dämmung des Ökohauses sorgen ebenfalls Naturmaterialien, wobei mit Stroh, Hanf, Flachs und Zellulose eine Vielzahl an natürlichen Optionen besteht. Sogar Schafwolle ist eine gute Option für eine natürliche Dämmung. Neben dem Lehmputz gibt es für das Verputzen der Wände auch noch mineralische Mörtel und auf Baumwolle basierende Naturfaserputze als ökologische Alternative.
Auch beim Innenausbau ist mit den ökologischen Materialien längst nicht Schluss. Böden können mit echtem Parkett und Kork ebenso bedeckt werden wie mit eher seltenen Alternativen wie Wolle oder Kokosfasern. Sie verströmen zugleich ein angenehmes und warmes Gefühl, wenn man barfuß auf den Böden läuft. Hinsichtlich der Möbel kann beispielsweise auf Modelle aus Holz oder Bambus zurückgegriffen werden.
Gütesiegel für ökologische Baustoffe
Für den Laien ist es meist nur bedingt nachvollziehbar, woher Baustoffe stammen oder wie diese verarbeitet wurden. Deshalb gibt es am Markt eine Vielzahl verschiedener Gütesiegel, die die Qualität eines Produkts bestätigen. Ein gutes Beispiel ist das europäische Gütesiegel „Natureplus“. Dieses nimmt die Herstellung der Baustoffe genauer unter die Lupe. Baustoffe, die dieses Gütesiegel erhalten sollen, müssen ohne gesundheits- oder umweltschädigende Stoffe, mit geringen Emissionen sowie einem geringen Energieverbrauch verarbeitet worden sein.
Energetische Überlegungen beim Ökohaus
Zwei der Kerngedanken des Ökohauses sind die Ausnutzung natürlich vorhandener Energiequellen, ohne die Umwelt auszubeuten, sowie die Einsparung von Energie. Schon bei der Planung sollten die Positionierung des Hauses auf dem Grundstück sowie die Lage der einzelnen Räume im Haus genau durchdacht werden. Die wichtigsten Wohnräume, die warm und hell sein sollen, sollten zur Südseite ausgerichtet werden. Mit Fenstern zu dieser Seite werden Wohn- und Arbeitsräume tagsüber optimal ausgeleuchtet, sodass zusätzliche Leuchtmittel kaum erforderlich sind.
Zudem profitieren diese Räume von der Aufheizung durch die warmen Sonnenstrahlen. Die Zimmer, die zur Nordseite liegen, bleiben hingegen kühl und bekommen weniger Sonnenlicht ab. Hier können beispielsweise Abstellräume, der Technikraum oder auch kühle Schlafzimmer platziert werden. Bei der energetischen Konzipierung eines Hauses spielen selbst die Anordnung und Größe von Fenstern eine gewichtige Rolle.
Die Frage nach einer ökologischen Heizung ist für Bauherren, die ein Ökohaus bauen, ebenso essenziell wie für andere Hausbauer. Mögliche Alternativen zur klassischen Ölheizung hält die Branche inzwischen zur Genüge bereit:
- Holzheizung (Befeuerung mit Holzscheiten)
- Wärmepumpe (umweltfreundlich bei Nutzung von grünem Strom)
- Blockheizkraftwerk (ökonomische Variante für große Wohn- oder Industriegebäude)
- Pelletsheizung
- Hackschnitzelanlage
- Solarheizung
Die Wärmepumpe ist eine häufig gewählte Heizungsart – 2012 entschied sich rund ein Viertel der Bauherren für eine Wärmepumpe im Wohnungsneubau, um die benötigte Wärme zu erzeugen. Dabei greifen sie auf natürliche Ressourcen zurück, die dadurch nicht negativ beeinflusst werden, darunter die Fließkraft des Grundwassers, die Windkraft der Luft und die Erdwärme.
Welche Heizung letzten Endes die richtige ist, hängt von den individuellen Gegebenheiten ebenso ab wie vom Budget des Einzelnen. Erdwärmeheizungen können beispielsweise aufgrund der notwendigen Bohrungen sehr teuer werden. Andererseits können sie sich auf die lange Laufzeit schnell rechnen. Pelletsheizungen sind sehr einfach zu bedienen, allerdings ist als Nachteil der Platzbedarf für den Pelletstank anzuführen. Jede Heizungsart hat ihre Vor- und Nachteile. Deshalb muss jeder Bauherr für sich entscheiden, mit welcher Heizungsart er sein Ökohaus ausstatten möchte. Im Zweifelsfall kann es hilfreich sein, einen Energieberater zu Rate zu ziehen.
Beispiele für Planungsaspekte beim Ökohaus
Solange man nicht aktiv in die Planungen eingestiegen ist, erscheint ein Ökohaus auf den ersten Blick sehr abstrakt. Worauf ist genau zu achten und wie kann dieses Haus aussehen, wenn es fertig ist? Die folgenden Beispiele zeigen, worauf bei der Konzeption und Planung eines Ökohauses geachtet werden kann und wie sich die einzelnen Aspekte in der Praxis zeigen können:
- Zukünftige Nutzung: Große Einfamilienhäuser werden so konzipiert, dass sie später problemlos in zwei Wohnungen aufgeteilt werden können, beispielsweise für die Eltern und ein erwachsenes Kind, das eine eigene Familie im Mehrgenerationenhaus gründen möchte.
- Barrierefreiheit: Das Haus selbst ebenso wie die Einrichtung sollten so geplant werden, dass auch behinderte oder ältere Menschen diese ohne Einschränkungen nutzen können (z. B. ebenerdiger Eingang, ebenerdige Dusche).
- Auswahl eines Grundstücks: Das Grundstück sollte mit Schadstoffen unbelastet sein und seinerseits die Umwelt nicht schädigen.
- Wirtschaftlichkeit: Die Wohnfläche sollte in einem angemessenen Verhältnis zur Personenzahl stehen. Zu viel Wohnfläche für wenige Personen ist unwirtschaftlich und verursacht unangemessen hohe Heiz- und Energiekosten.
- Kunststoff: Auf Plastikteile und andere Verbundwerkstoffe, die später teilweise sogar als Sondermüll entsorgt werden müssen, wird so weit als möglich verzichtet.
- Fenster: Die Fenster bestehen aus Holz, um auf Kunststoff zu verzichten und den hohen Dämmwert des Materials auszunutzen. Eine Dreifachverglasung sorgt für einen U-Wert von 0,6 m²K oder noch niedriger.
- Wasserverbrauch: Für Einsatzzwecke, für die kein Trinkwasser erforderlich ist, beispielsweise zum Gießen des Gartens oder für die Toilettenspülung, kann auf Regenwasser zurückgegriffen werden. Eine Zisterne hilft beim Auffangen des Regenwassers.
Kosten für das ökologisches Haus
Im Regelfall fallen die Baukosten für ein Ökohaus etwas höher aus als bei der herkömmlichen Bauweise, weil beispielsweise auf billig hergestellte, mit Chemikalien versetzte Baustoffe verzichtet wird und stattdessen auf teurere Baustoffe aus der Region zurückgegriffen wird. Dennoch amortisieren sich die höheren Kosten auf lange Sicht durch die hohe Energieeinsparnis und die Verwendung hochwertiger, langlebiger Materialien und Produkte.
Fazit
Selbst für Menschen, die sich bisher nur bedingt für ökologische Aspekte interessiert haben, ist das Ökohaus durchaus eine Option. Mit den etwas höheren Anschaffungskosten erkaufen sie sich das gute Gefühl, ihren Beitrag zum Erhalt der Umwelt geleistet zu haben. Zudem machen sich die Bauherren von fossilen Energiequellen wie Erdöl oder Erdgas unabhängiger, die in Zukunft immer knapper werden.