Seit im Jahr 2001 der Strommarkt erfolgreich liberalisiert wurde, besitzen sowohl Unternehmen als auch Privatpersonen die Qual der Wahl. Welcher Stromtarif ist der beste oder günstigste für meine Situation? Welche Anbieter sind in meiner Region überhaupt verfügbar? Möchte ich ausschließlich Ökostrom nutzen oder kommt mein Gewissen auch mit anderer Energie, beispielsweise aus Gas, klar?
Wenn bei all diesen heiklen Fragen ein wenig Verwirrung aufkommt, dann ist das keineswegs eine Schande. Es existieren immerhin über 140 Stromanbieter in Österreich, die sich allein durch die Region, die sie abdecken, stark unterscheiden. Zusätzlich besitzen die einzelnen Stromanbieter jeweils noch mehrere Tarife. Ein wahrer Dschungel. Wir nähern uns aber schrittweise einem klugen Vergleich und einer guten Entscheidung an.
Welche Stromanbieter stehen mir zur Verfügung?
Zuerst sollten einmal alle Anbieter erwogen werden, die österreichweit für Energie sorgen. Alleine diese Liste umfasst schon 48 unterschiedliche Unternehmen. Ein Großteil davon operiert von Wien aus. In Tirol finden sich dank der vielen Wasserkraftwerke auch zahlreiche Stromanbieter.
Österreichweite Anbieter mit Sitz in Wien:
- aWATTar
- Envitra
- Montana
- MyElectric
- Naturkraft
- oekostrom
- STURM ENERGIE GMBH
- switch
- TopEnergy
- Unsere Wasserkraft
- Verbund AG
- Vitalis Handel GmbH
Österreichweite Anbieter mit Sitz in Tirol:
- TIWAG
- Stadtwerke Wörgl
- IKB
- Gutmann GmbH
Zu diesen Anbietern mit österreichweiter Verfügbarkeit kommen noch Unternehmen, die nur in einem speziellen Bundesland oder nur in einer einzigen Stadt mit Umgebung zur Verfügung stehen. Da es sich hier um grob 100 weitere Unternehmen handelt, neben wir Abstand davon alle aufzuzählen. Informieren Sie sich einfach bezüglich lokaler Unternehmen bzw. der regionalen Stadtwerke.
Sobald klar ist, welche Anbieter zur Verfügung stehen, kann die Liste weiter eingegrenzt werden. Faktoren wie der Firmensitz oder Ökostrom lassen die Liste für die Auswahl schnell schrumpfen, bevor es an die eigentlichen Konditionen und den Strompreis geht. Zu viele Stromanbieter miteinander zu vergleichen, macht selten Sinn. Nach der Vorauswahl sollten nicht viel mehr als zehn Stück übrig bleiben. Die Analyse der genauen Vertragsbedingungen sorgt dann weniger für Verwirrungen.
Welche Aspekte müssen beim Vergleich beachtet werden?
Vier ausschlaggebende Faktoren sollten bei jedem Vergleich Beachtung finden.
- Preis pro Kilowattstunde (kWh)
- Grundpreis pro Monat
- Preisbindung
- Rabatte & Boni
Die Kosten für den verbrauchten Strom
Dieser Wert besitzt den größten Einfluss auf die späteren Gesamtkosten. Je nach Firma und Vertrag handelt es sich um wenige Cent pro kWh. Die Herkunft des Stroms besitzt ebenso großen Einfluss auf diesen Wert. Schon kleine Abweichungen haben auf das Jahr gerechnet große Auswirkungen. Der Durchschnittspreis ist aktuell grob 5 Cent (Stand September 2016). Die günstigsten Anbieter punkten mit grob 3 Cent und teuer aber meist sehr grün sind 10 Cent pro Kilowattstunde.
Die Grundgebühr pro Monat
Zu den Kosten, die sich am Verbrauch orientieren, kommt in den meisten Tarifen noch ein fixer Kostensatz hinzu, der auf die allgemeine Bereitstellung der Energie zurück zu führen ist. Hier geht es um Sätze von wenigen Euro im Monat. Der Durchschnitt beläuft sich derzeit auf rund 5 Euro monatlich (Stand September 2016).
Eventuelle Preisbindungen
Viele Anbieter eröffnen ihren Kunden die Möglichkeit das Risiko von Preisschwankungen auf dem Energiemarkt auszuschalten. Sie bieten Fixpreise für ein oder zwei Jahre an, in denen sich dann die Kosten für den Verbrauch keinesfalls ändern. Das gilt selbstverständlich auch, wenn die Kosten sinken. Dann profitiert jedoch nur der Stromanbieter. Gerade in Privathaushalten handelt es sich nicht immer um eine kluge Absicherung. So wie Leitzinsen müssen Energiekosten nicht in einer gewissen Periode ansteigen. Zusätzlich werden durch diese Absicherungen meist längere Vertragslaufzeiten in Kauf genommen.
Rabatte & Boni
Auf jedem Markt mit einem derart hohen Konkurrenzdruck werben die Unternehmen mit lukrativen Boni und entsprechenden Rabatten. Auf dem Strommarkt ist dies nicht anders. Durch diese Preisnachlässe können ganze Monate des Strombezugs kostenlos sein. In anderen Fällen gibt es Rabatte auf Geräte, wie etwa Wärmepumpen. Eigentlich sind alle Angebote ohne solche Boni abzulehnen.
Was hat es mit Ökostrom auf sich?
Derzeit ist immer mehr von der Energiewende die Rede. Nur ist dieser Begriff genauso wenig klar definiert, wie Ökostrom oder Naturstrom. Grundsätzlich kann jede elektrische Energie, die durch nachhaltige erneuerbare Rohstoffe hergestellt wird, als Ökostrom bezeichnet werden. Es darf nur keine Energie von fossilen Brennstoffen, wie Kohle, Erdöl und Erdgas, oder der Nuklearenergie her stammen. Noch vor 10 Jahren war ein solcher Mix der Standard. In Österreich gehört unsauberer Strom jedoch der Vergangenheit an.
Potentielle Ressourcen für die Gewinnung von Ökostrom:
- Sonnenlicht
- Wasserkraft
- Windenergie
- Gezeitenkräfte
- Klärgase
- Nachwachsende, biologische Brennstoffe (Holz, Getreide etc.)
- Erdwärme
An einzelnen Erzeugungsmethoden wird jedoch auch innerhalb des weiten Begriffs Ökostrom Kritik geübt. So werden Biomasse Kraftwerke dafür kritisiert CO2-Emissionen zu erzeugen, obwohl der Rohstoff selbst nachhaltig ist. Deshalb ist auch oft die Rede von CO2-Emissionsfreiem Strom, um den Begriff genauer einzugrenzen. Gerade Stauseen werden oft dafür kritisiert die Umwelt zu zerstören. Schließlich werden dabei ganze Täler unter Wasser gesetzt.
In Österreich garantieren dank dem hohen Anteil an Wasserkraft sehr viele Anbieter Ökostrom. Wegen der breiten Definition muss jedoch etwas genauer hingesehen werden. Aus welchen Anteilen setzt sich der gelieferte Strom genau zusammen? So sprechen manche von der Energiewende, wenn sie von fossilen Brennstoffen auf 100 % Wasserkraft umsteigen. Andere sehen das zunehmende Einbeziehen von Solarenergie und Windkraft als die Energiewende. Vereinzelt können Kunden sogar darauf Wert legen, ob es Kleinwasserkraftwerke sind oder ökologische Projekte, die an den Rändern der Stauseen betrieben werden.
Wie lässt sich Strom sparen? – Unsere Tipps
Selbstverständlich können schon durch die Auswahl des richtigen Anbieters Energiekosten eingespart werden. Aber der Wechsel des Stromanbieters kann auch Anlass dafür sein, das eigene Verhalten ein wenig zu durchleuchten und zu ändern. Energiekosten lassen sich nämlich auch leicht im Alltag sparen und in dieser Hinsicht ein Vorbild zu sein, gehört ebenfalls zur Energiewende.
10 erstklassige Tipps um im Alltag Strom zu sparen:
- Neue LED Lampen und moderne Monitore verwenden
- Geräte im ganz ausschalten (teilweise über die Steckleiste)
- Ladegeräte abstecken, wenn sie nicht in Verwendung sind
- In der Küche mit Deckel kochen
- Geräte mit Energieeffizienz A+++ kaufen (Kühlschrank, Geschirrspüler etc.)
- Kühlschrank regelmäßig abtauen
- Kalte Waschgänge reichen bei der Waschmaschine oft aus
- Strommessgeräte nutzen
- Boiler Temperatur niedriger einstellen
- Zum richtigen Anbieter wechseln
Quellen:
https://oesterreichsenergie.at/energiepolitik/einfuehrunggrundlagen-netze/liberalisierung-des-strommarktes-die-ausgangsbasis.html
https://www.e-control.at/konsumenten/strom/strompreis/was-kostet-eine-kwh
https://www.diepresse.com/4763746/osterreich-konnte-hoherer-strompreis-drohen